Und ein weiterer Lieblingsort, ganz unten im tiefsten Süden, ganz vorne in der Stiefelspitze.
BOVA
827 m hoch, vom 900 m hohen Felsen, auf dem einmal die Burg stand, hat man Rundblick von 360 Grad auf das Meer, auf Sizilien und den Ätna, auf die zerklüfteten Täler des Aspromonte und seine Berge.
Um 1900 hatte der Ort noch über 3000 Einwohner, heute gerade noch etwas mehr als 500. Der Ort war noch vor wenigen Jahrzehnten Bischofssitz für die 5 Dörfer im Aspromonte, wo bis in die jüngste Zeit ein altgriechischer Dialekt, das „Grecanico“ Umgangssprache war.
Meine erste Begegnung mit Bova liegt über 25 Jahre zurück. Wir waren auf Recherche-Tour durch Süditalien und hatten per Zufall in einem der Küstenorte ein Plakat gesehen, auf dem für das Festival della Cultura Grecanica in Bova geworben wurde. Es passte zeitlich und so fuhren wir im Linienbus von Bova Marina an der Küste auf der Serpentinenstraße rauf in den alten Ort, der noch lange Zeit unendlich weit erschien. An der Piazza angekommen stiegen die verbliebenen Passagiere aus, die nicht unterwegs an einsamen Häusern und Pfaden zu noch einsameren Bauern- und Hirtenhütten ausgestiegen waren.
Wir standen noch nicht lange auf dem Platz, hatten gerade die Rucksäcke aufgehuckt, da kam aus dem Rathaus ein Mann auf uns zu und fragte nach dem Woher, Wozu, Warum. „Wir wollen zum Festival, wir haben da ein Plakat gesehen“. Wo wir übernachten würden. „Im Schlafsack, oben auf der Burg oder auch weiter unten. Genügend wilde Natur ist ja da.“. Ich höre noch heute: „Il sacco a pelo non conviene“ – der Schlafsack sei nicht gut. Wir sollten mitkommen. Und wurden dann in einem winzigen, sicher seit Jahren nicht mehr bewohnten Haus 50 Meter von der Piazza einquartiert. Danach kam ein erster Gang durch die Gassen, viele davon komplett verlassen.
Am nächsten Morgen kam der Gemeindeangestellte vorbei, erkundigte sich nach unserem Wohlbefinden und bat uns, am Vormittag beim Bürgermeister zu erscheinen, der uns dann seine pharaonischen Tourismusprojekte vorstellte. Ganz Bova restauriert, die Häuser als Herbergen ausgebaut (eigentlich ja gut!), internationale Treffen von Wissenschaftlern und Künstlern, ein Forschungszentrum über die griechische Kultur im Aspromonte, für die jüngeren unter den Bova-Reisenden eine Jugendherberge, die damals als Rohbau und heute als Ruine dasteht.
Das Festival dauerte 2 Tage und bestand aus Tarantella. Alte, durchaus auch beleibte Männer tanzten leichtfüßig hüpfend zu den Klängen von Dudelsäcken und Tamburins. Es gab auch noch den offiziellen Teil, wo der griechische Botschafter in Rom auf italienisch seinen Griechen des Aspromonte seine Grüße überbrachte, denn Grecanico und Elleniko sind zu weit auseinander.
1994 hatte ich dann meine erste Wandergruppe im Aspromonte, gewohnt wurde bei Familien. Dort wurde auch gegessen – üppig und gefeiert mit Tarantella in der Wohnküche.
In Bova sind Gäste inzwischen nicht mehr selten, Wandergruppen aus Norditalien, Deutschland, der Schweiz. Musikbegeisterte kommen im August, wenn Paleariza stattfindet, ein Festival für Weltmusik und Tanz.
www.naturaliterweb.itwww.comunedibova.itwww.paleariza.com