anse
Platin Member VIP
Offline
Bei Waldbrand Tel. 1515
Beiträge: 7677
Geschlecht:
|
DIE GROTTA DEL ROMITO BEI PAPASIDERO
Sie wurde 1961 von Agostino Miglio, dem damaligen Direktor des Heimatmuseums von Castrovillari entdeckt, der Hinweise von Gianni Grisolia und Rocco Oliva, beide aus Papasidero, bekommen hatte. Paolo Graziosi von der Universität Florenz hat dann zwischen 1961 und 1968 die Ausgrabungen in und vor der Höhle geleitet. Sie ist ein wichtiger archäologischer Fundort, weil sie entscheidende Aufschlüsse über die Lebensverhältnisse im nördlichen Calabrien am Ende der Altsteinzeit vor 18 bis 10 tausend Jahren gibt. Calabrien wurde vom vorgeschichtlichen Menschen seit der Älteren Altsteinzeit vor 800.000 Jahren bewohnt, auch der Neandertaler (100.000 – 40.000 v. Chr. circa) hinterließ in einigen Höhlen längs der Küsten Zeugnisse, aber besonders der Homo Sapiens, der dem heutigen Menschen entspricht und der in Europa vor etwa 40.000 Jahren erstmals aufgetreten ist, hat die meisten Spuren hinterlassen. Die Grotta del Romito ist eine besonders bedeutende Stätte mit zahlreichen Fundstücken aus dem Alltagsleben, seinem künstlerischen Schaffen und den Bestattungsriten, und sie lieferte bedeutende Aufschlüsse über die Tier- und Pflanzenwelt in der ausgehenden Altsteinzeit. Der vorgeschichtliche Mensch hat die Höhle in der letzten Phase der abklingenden letzen Eiszeit (Würm) bewohnt, in der sich das Klima erwärmte und die Gletscher abschmolzen. Diese Periode entspricht der Jüngeren Altsteinzeit (40.000 – 10.000 v. Chr.). Die Zeugnisse menschlicher Präsenz aus dem Umkreis der Höhle stammen hingegen aus dem Zeitraum von 18.000 v. Chr. bis 1000 unserer Zeitrechnung.
Die Fundstätte besteht aus zwei deutlich verschiedenen Teilen: aus der eigentlichen, etwa 20 Meter tiefen Höhle, und dem Wohnplatz, der durch einen 34 Meter langen Felsüberhang geschützt ist. Der Homo Sapiens, der hier gelebt hat, hinterließ zahlreiche Zeugnisse wie Werkzeuge aus Stein und Knochen, Bestattungen, die großartige Ritzzeichnung des Urrindes (Bos primigenius) und einige verzierte Gegenstände aus Tierknochen. Die Darstellung des Stiers zeigt die künstlerische Meisterschaft dieser unserer Vorfahren in der realistischen Darstellung und ihrer präzisen Ausführung in den kleinsten Details: die beiden, nach vorne geneigten Hörner sind von Seite zu sehen, Nüstern, Auge, Mund und Ohr sind angedeutet. Gut sichtbar sind die Hautfalten des Rückens und genau gezeichnet die Beine und Füße. Unterhalb der großen Darstellung befindet sich eine weitere Zeichnung eines Rindes, von der nur Brust, Kopf und ein Teil des Rückens dargestellt sind. Das Alter der Ritzzeichnungen wird auf 10-15.000 Jahre geschätzt.
Während der Ausgrabungen wurden mehrere Bestattungen gefunden. Das Höhleninnere ist interessant durch die zahlreichen Tropfsteine und Kristalle, die den Kalkstein bedecken.
Vor 18.000 Jahren lebten die Menschen der Grotta del Romito, die zur Crô-Magnon-Rasse gehörten, ausschließlich von der Jagd auf Wildtiere und dem Sammeln von Pflanzen, deren Früchten, Wurzeln, Zwiebeln und Knollen. Zur Werkzeugherstellung verwendeten sie vor allem den Feuerstein, ein Gestein, das mit Abschlagtechniken Geräte zum Schneiden und Schaben lieferte. Vor 11.000 Jahren bekam die Höhle eine besondere Bedeutung durch die Zahl der Bestattungen, so dass man an ein vorgeschichtliches Heiligtum denken kann, wo in und vor der Höhle Totenkulte ausgeübt wurden. Vor 7.000 Jahren in der Jungsteinzeit wurden aus Jägern und Sammlern Ackerbauern und Viehzüchter, die Keramik herstellten und Handelskontakte hatten. Damals begann ein wichtiger Abschnitt in der Geschichte der Gegend, als die Höhle Grotta del Romito Durchgangsstation für den Handel mit Obsidian wurde, einem vulkanischen Glas von der Insel Lipari, das sich besser bearbeiten lässt als Feuerstein. Vor 1.000 Jahren wurde die Höhle Einsiedelei, ein Ort der Meditation und des Gebets, für die Mönche des nahen Klosters Sant’Elia. Von „romito“ (ital. „eremita“) leitet sich der heutige Name der Höhle ab.
anse
|