anse
Platin Member VIP
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Bei Waldbrand Tel. 1515
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Das Ragù war ja ursprünglich nicht was durch den Fleischwolf gemahlenes und auch die Mortadella, ebenfalls kulinarischer Stolz von Bologna und Emilia quoll nicht in breiten Strömen in die aufnahmebereiten Plastikumhüllungen. Das Ragù wurde mit Messern und Küchenbeil in feinste Würfelchen geschnitten, mit Speck und Butter angeröstet, dann mit Wein abgelöscht. Wie bei jederm guten Ragout kamen gehackte Karotten, Zwiebeln., Sellerie und Petersilie dran, wenn die Jahreszeit war auch Pilze. Tomaten sind auch in Bologna wie überall in der italienischen Küche eine noch recht junge Zutat: Goethe war 1786 Jahre zu früh dran, um sie auf den Märkten von Neapel und Palermo zu sehen. Und der hatte ein Auge für Farben und Details. Der erste aus den Landes "Teutscher Zunge", der Tomaten in Hülle und Fülle in den Gärten, auf den Märkten únd in den Töpfen sah, war ein Herr von Fuesli, der kurz vor 1700 auch eine - kulturgeschichtlich interessanten, aber ziemlich staubtrockenen Reisebericht über seine Mission im Dienst eines der europäischen Fürsten schrieb, die sich um die Beute des spanischen Erfolgekrieges stritten. Der abgelegene und unglückliche, von rohen Hirten und Banditen, Malariamücken und Steuereintreibern in spanischen Diensten bevölkerte Landstrich hieß unter den vormaligen Landesherren Cerdenia, in den paar Jahren seiner Zugehörigkeit zu Österreich-Ungarn änderte das sich nicht, dann tauschten Wien und Turin ein paar Landstriche aus dem Utrechter Friedensabkommen und die neue Provinz von Savoyen-Piemont hieß gemäß der am Hofe üblichen Sprache La Sardaigne. Immerhin: die ersten Massenkonsumenten an Tomaten sind nicht die Neapolitaner, denn das hätte unser Goethe gemerkt, sondern´mitten im Meer sa zente 'e su Casteddu, la gente di Cagliari. Und nochmehr wahrscheinlich die Bauern in den fruchtbaren Ebenen Südsardiniens, im Campidano, der Trexenta und Marmilla. So sehr weit bin ich jetzt nicht abgekommen, denn es gibt auch Flüge von Bologna nach Cagliari. Anse
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