Da ich jetzt wieder viel in Süditalien "rumhänge" drängt sich das Thema "Nahrungsaufnahme" förmlich auf... denn Essen ist hier ein ganz wichtiger Bestandteil des Lebens und eine Kultur für sich.

In der letzten Zeit waren wir des Öfteren zum Essen eingeladen und es ist immer wieder erstaunlich, was die Leute hier unter einem "kleinen, zwanglosen Imbiss" verstehen. Es geht los mit einer "kleinen Vorspeise": 3 Bleche Pizza! Anschliessend gibt's Aufschnitt und riesige Mozzarella-Zöpfe, die der Hausherr extra aus der berühmten Käserei eines Dorfes in ca. 50 km Entfernung geholt hat. Ein Nudelgericht gibt es nicht, da es sich ja nur um ein ganz kleines Abendessen handelt. Dafür wird dann ein Braten aufgetischt und gefüllte Auberginen, die extra für mich zubereitet wurden, weil ich Vegetarierin bin ("arme Marea, sonst musst Du ja hungern!"). Dann kommt ein riesiger Salatteller. Anschliessend gibt's Obstsalat. Und dann kommt das Highlight des Abends: ein ca. 1,5 qm grosses Tiramisù, das so lecker ist, dass man mindestens drei Portionen essen muss, auch wenn man am Platzen ist.
Am nächsten Tag muss man dann nochmal vorbeikommen, um einen ganzen Caciocavallo abzuholen, da die Gastgeberin vergessen hat, diesen zu servieren (und deshalb untröstlich ist, weil wir ja nun so wenig zu Essen bekommen haben!).

Ja... was das Essen betrifft, ist diese Gegend das reinste Schlaraffenland! Das einzige Problem ist, dass man jeden Tag mindestens 500 g zunimmt!  

Ich hatte mir vor den ersten Einladungen zum Essen ein bisschen Sorgen gemacht, weil ich Vegetarierin bin und damit gerechnet habe, dass man ständig versuchen würde, mich zu "bekehren". Das Gegenteil ist der Fall: die guten Leute bemühen sich umso mehr, mir die tollsten vegetarischen Gerichte aufzutischen, verzichten entweder selbst auf Fisch und Fleisch oder kochen für mich extra was Leckeres, obwohl ich immer betone, dass das wirklich nicht nötig ist.

Was habt Ihr denn für Erfahrungen mit den italienischen Essgewohnheiten gemacht... z.B. bei Einladungen, Festlichkeiten, Hochzeiten usw.?

Ach ja, eins ist mir wieder mal aufgefallen: jedesmal wenn ich sage, dass unsere Gastgeber jetzt aber endlich mal zu uns zum Essen kommen müssen, antworten sie, dass sie nicht gerne ausgehen, sondern lieber Leute einladen.
Ob die wohl Angst vor meinen Kochkünsten haben?  

Bella Signora Tedesca, du kannst doch gar nicht für echte Pugliesen kochen! Warum soll es dir besser gehen als mir????

Hat mich dein Beitrag amüsiert! 

Ach ja, ich kenne den Spaß: Vorspeisen - wenn es nicht gerade Riesenpizzen sind, dann kleine und mindestens 10-20 Antipasti! La pasta - bei Festen 2 -3 verschiedene,  beim Hauptgericht der gleiche Spaß...

Was glaubst du, weshalb ich einen Vortrag über die Geschichte der italienischen Küche geschrieben habe?

Und vergiss nie, von allem zu probieren!

Ich freue mich tierisch auf die Antipasti-Schlachten, auf Pasta-Feste, Dolci-Bäder usw.

Und ich bin auch ganz stolz, dass ich tatsächlich ab und zu auch mal für Italiener kochen darf.

Ein Tipp: bring das nächste Mal einfach was Selbstgemachtes mit! Das wird garantiert probiert. Und auf diese Weise eroberst du auch die Mägen deiner Gastgeber.

Herzlichst

Lanonna 

Ciao Marea,
auf der Hochzeit meiner Schwester (1994) gab es fast nur Fisch, hat mein Schwager(Sizilianer) ausgesucht. Meine Schwester mag keinen Fisch, ich hab Fischallergie.
Mein Freund(Sizilianer) akzeptiert zum Glück, dass ich keinen Fisch vertrage.
Saluti
stregabella.

papili schrieb am 15.04.2007 um 19:56:36:

Gerade heute Nachmittag las ich aus dem Buch "Maria ihm schmeckts nicht" das Kapitel mit der italienischen Hochzeit. Da ist solch ein Mahl genau beschrieben.
Ich war einmal bei einer italienischen Hochzeit. Nach den wundervollen Antipasti war ich so satt, dass alles andere zu probierne fast ein Qual war.

Ich schaffe es mittlerweile, mich aus verschiedenen Gängen und Gerichten einfach auszuklinken. Von dem, was ich mag, probiere ich come un ucelle, mit der Begründung, das ich dann noch anderes probieren kann.

"Mi dispiace, ma il mio dottore mi ha vietato..."

Was anderes hilft nicht!

Völlig irre ist meine Kocherei für meine Freunde: gut gemischt Deutsch und Italienisch, auch mit exotischem Geschmack für den ein oder anderen. Da ich gern koche, habe ich mit der Menge keine Probleme. Daran habe ich mich gewöhnt.

Nicht anbieten darf ich Sauerbraten oder Schweinerouladen gefüllt mit Bananen oder ähnliche Curry-Obst-Gerichte.

Richtige deutsche Rouladen, Braten, Würstchen aller Art, Geschnetzeltes, Gulasch kommt ebenso gut an wie meine Salate, egal ob Kartoffel-, Nudel-, Reis- oder Fleischsalat.

Unterschiedlich reagierten meine Freunde auf Eiersalat mit Mandarinen und Walnüssen.

Meine italienische Kochkunst ist mittlerweile hinreichend bekannt und akzeptiert, da viele Rezepte von meinen Freunden stammen. Und wenn ich dann mal was aus anderen Regionen koche, heißt es hochachtungsvoll: "Ma vedi, la tedesca! Conosce bene bene la cucina di tutt'Italia!"

Ich gebe zu, dass mich das ein bisschen stolz macht.

Marea, die Flaschengeschichte kenne ich auch. Die Pugliesen trinken nur ihren eigenen Wein. Deutsche Flaschen landen liebevoll gepflegt im Regal. Bring Bier mit! Das macht mehr her. Oder einen deutschen Käsekuchen mit Quark und Rosinen (Quark gibt es beim Penny-Market).

Oder versuche dich an einer Schwarzwäder Torte oder Frankfurter Kranz! Das sind Sachen, da bleibt kein Krümel übrig und kein Auge trocken.

Sono golosi, questi Pugliesi!

Lanonna

Das mit dem Kuchen und der Torte hab ich auch beobachtet - die Mutigen, die schon im Ausland Urlaub machten - erzählen von Besuchen in Konditoreien und den wunderbaren Torten. Zum essen waren sie aber sicherheitshalber "round the world" beim Italiener!

lanonna schrieb am 16.04.2007 um 15:16:48:


Neenee, meine sind keine deutschen Flaschen! Wir verwenden ausschliesslich italienischen Wein. Und was das Bier betrifft, das kann ich machen, wenn ich nach Deutschland fahre, aber das kommt halt nicht oft vor... ich kann nur das bieten, was man hierzulande bekommt.  In meinem Fall isses ja nicht so, dass ich "la tedesca" bin, die unbedingt was Deutsches bieten muss... und was irgendwelche deutschen Spezialitäten oder Rezepte betrifft, so muss ich ohnehin passen... ich bin mit 22 Jahren nach Italien ausgewandert und da hatte ich vom Kochen noch überhaupt keine Ahnung, d.h., ich habe das alles erst in Italien gelernt. 

lanonna schrieb am 16.04.2007 um 19:05:51:



Ja schon, aber warum muss es eigentlich unbedingt irgendwas Deutsches sein, und seis nur das Bier, das man in jedem Laden kaufen kann? 

Muss es nicht, das Bier. Es ist nie einfach, das Passende zu finden!

Viel Erfolg, Kraft und Appetit heute

Lanonna

peuli132 schrieb am 22.04.2007 um 16:54:19:

In Apulien (in der Gegend um Martina Franca/TA) bekommt man normalerweise zwischen 14 und 18 verschiedene Antipasti serviert, eh dass man auch nur einen Gedanken an ein Primo, geschweige denn an ein Secondo, verschwendet.
Papili

Peuli, willst du meinen armen Schatz zum Platzen bringen???????????????????????????????????

Uns reciht die große Antipasti-Runde und je 1/2 Primo - und dann drei Tage fasten!

Lanonna - in attesa

Sehr interessant was die Teutonen von sich geben hi hi hi
Scherz bei Seite, die Ital. oder wie hießen sie früher in den fünfziger Jahren> Die Itaker ja. Also die Daueresser aus Itaka, verzeihung Italien sind den ganzen Tag mit was essbares oder vino oder Cynar beschäftigt.
Das größte Glück ist wenn Mamma kocht und wie wir alle wissen geschieht dies täglich. Und jede Mamma (das heisst die eigene) ist die beste Köchin.
Wenn möglich sollen auch viele Probanten anwesend sein. Am liebsten mag Mamma magere und hagere Studenten. Der stolz jeder Mamma ist das Glitzern in den Augen eines zufriedenen Sohnes oder manchmal auch Tochter (tendenziell weniger wegen der weiblichen Konkurrenz)
Also machen wir diese Mammas glücklich sagen sich die Söhne und laden so viele Freunde ein wie es nur geht.
Ich musste während der kurzen Sprachstudienzeit  in Siena einen (quasi Landstreicher) mitnehmen nur weil die Mamma eines Kommilitonen mir ins Ohr flüsterte ich soll bloß nicht alleine kommen, wo 10 essen hätten auch 12 platz.
Das größte Ereigniß war als ich bei Italiener Bier gebraut habe. Hier in Deutschland können sowas viele, aber in Italien war es eine Sensation. 50 Liter Bier haben die Italiener umgehaut.
Ich konnte mich vor Einladungen kaum noch retten. 9 Kilo habe ich zugenommen.
Dank der Liebe der italienischen Mammas, Gott segne sie alle!
Mike

Ärger' Dich nicht, Lanonna! Mir kamen "Mike und Monika" schon bei diesem "Endlich gut italienisch in Deutschland essen"-Thread irgendwie seltsam vor... und das nicht nur wegen der "cuschina italiana". 
Bei den Italienischkenntnissen sollte man mal gaaaanz still sein mit Ironie von wegen "interessant was die Teutonen von sich geben". 

Mike_und_Monika schrieb am 29.04.2007 um 00:01:18:


Dass Du Bierreklame zitierst, erklärt vielleicht einiges.