Tja, das ist halt auch Italien. Ich hatte neulich mit dem Buergermeister hier in Bagheria eine Diskussion zu dem Thema und er, als Sozialpaedagoge ist der Meinung, dass die Jungs vor dem hiesigen Rathaus keine Sozialhilfe oder Hartz4 kriegen wie bei uns und sie deshalb irgendetwas machen muessen. Klingt wie Kapitulation und ist es wohl auch. Ich gebe grundsaetzlich nie etwas aber bei mir haben sie auch aufgegeben. Sie fragen ja nie nach Geld sondern stellen sich neben den Wagen und sagen: "Buongiornoooo!"
Neulich hatte ich ihn Palermo folgende Begegnung: Kam mit anderen Gaesten der Schule auf die Piazza Marina und parkten dort mit 3 Autos. Sofort kam ein ziemlich abgerissener Typ und hielt die Hand auf, woraufhin ihm ein Deutscher 50 Cent gab. Urploetzlich tauchten 2 Carabinieri mit ihrem Alfa auf und legten ihm Handschellen mit den Worten an: Erst einmal gibst du da Geld zurueck, dann entschuldigst du dich bei den Signori und dann geht es ab in die Kaserne....

solemarsicilia schrieb am 11.03.2009 um 08:02:31:


2 Carabinieri, die einen abgerissenen Parkplatzwächter mit Handschellen abführen, weil er 50 Cent kassiert hat... das gehört wohl auch zu den "Geheimnissen Italiens", bei denen bereits Goethe wahrscheinlich erstaunt den Kopf geschüttelt hätte.
Geht's nicht auch ein bisschen softer und unauffälliger? Aber man muss den Touristen wohl hin und wieder eine kleine "Ordnungshüter-Show" bieten. 

Ein weiteres "Geheimnis Italiens" ist für mich die Leichtigkeit, mit der man in gewissen Gegenden noch immer schwarz bauen kann. Man stelle zuerst einen alten Wohnwagen auf ein Gelände. Man warte ein bisschen und ziehe dann einen Maschendratzaun um das gewünsche Gebiet. Dann warte man wieder ein bisschen. Anschliesend errichte man an Stelle des Wohnwagens eine kleine Hütte und warte nochmal. Wenn sich die Ordnunghüter, die regelmässig daran vorbeifahren, auch an diesen Anblick gewöhnt haben, baue man eine kleine Ferienresidenz, die man dann jedes Jahr beliebig erweitert.
Irgendwann bekommt man dann einen Brief von der Gemeinde, in der man ersucht wird, das Gebäude innerhalb von 3 Monaten abzureissen. Man lache herzlich und mache genauso weiter wie bisher.

Die Parkplatzwächter in Neapel kenne ich auch, ich habe aber sie nie genutzt, weil ich denen nicht über den Weg traute, bzw. erklärte mich einverstanden zu zahlen aber ich parke mein Auto selbst und gebe meinen Schlüssel nicht aus der Hand, hat immer geklappt.

Die Geschichte mit dem "Abgeführten" kann ich kaum glauben (damit meine ich nicht, dass ich sie nicht glaube, halte niemanden hier für einen Lügner) Man wird doch ständig und überall von aufdringlichen Typen angequatscht, die den Einkaufswagen mit dem Euro drin wollen, Dir irgend einen Mist andrehen wollen, die auch beim 10 "Nein" trotzdem Deine sauberen Fenster schmutzig putzen wollen, usw. Da stehen die Vigili oft an der gleichen Ampel daneben und reagieren nicht.

Eigentlich wollte ich mich ja wirklich intensiv mit den Umweltverschmutzungsproblemen hier auseinandersetzen und auch engagieren, dabei habe ich mir nicht einmal die Zeit genommen, die lange Linkliste von Anse durchzuklicken (schäm), ist halt auch zeitintensiv und hier zwischen der Arbeit oder nach Feierabend smallzutalken ist halt auch viel unterhaltsamer. Ich sag mir immer selber, wenn ich das oder das über die Bühne gebracht habe, dann setze ich mich damit auseinander aber immer kommt wieder was anderes, womit ich mich zeitintensiv beschäftigen muss. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben, früher oder später setze ich mich damit auseinander und wenn ich interessante Organisationen finde, wo man sich einbringen kann (nach meinen Möglichkeiten), werde ich auch darüber berichten. Ich finde das mit den Flussbetten einen Skandal und wenn das in Deutschland wäre, würde es sicher Prozesse gegen die Region, bzw. das Bundesland hageln.

anse schrieb am 11.03.2009 um 11:15:57:


haha, jaaaaa... sowas kenne ich auch! In die Bucht von Peschici mündet ein kleiner Bach... einmal kam es zu einer heftigen Überschwemmung, von der die Bauwerke betroffen waren, die direkt am Strand neben diesem Bach stehen.
Unter anderem befindet sich dort eine schwarz gebaute Ferienanlage mit Restaurant und Strandservice. Nach der Überschwemmung forderten die Besitzer Entschädigung von der Region und bekamen natürlich nichts. Die Empörung war gross. "Wenn die Region nicht wollte, dass wir unsere Anlage bauen, dann hätte sie das ja nur zu sagen brauchen. Aber jetzt, da die Anlage nun mal steht, ist die Region auch dafür verantwortlich!", riefen sie im Chor.
Manchmal frage ich mich wirklich: ma ci sei o ci fai? 

Zitat:

Das schreibt die Repubblica dazu http://palermo.repubblica.it/dettaglio/posteggiatori-abusivi-continuano-controll...

Natuerlich wird sich da nichts aendern - das sind halt die Geheimnisse Italiens