Ihr Lieben,
ich hoffe, es ist Euch recht, wenn wir wieder ein bisschen schneller werden.
Zuerst einmal Danke für die Weihnachtsrezepte. Ich hoffe, dass ich Zeit finde zum Ausprobieren.
@Gina, wie hast Du Dir das Geburtstagsessen für Deinen Schatz vorgestellt? Italienisch oder Deutsch? Als Menü oder Büffet? Sag mir mehr, und ich stöbere gern in meinen Rezepten. Auch in italienischer Sprache?
Meiner Tochter geht es einigermaßen gut - eben wie nach einer Vollnarkose. Dafür hat sie demnächst das bezauberndste Lächeln der Welt.
Ihr gestattet mir doch, dass ich als Mama stolz bin auf meine Süße?!?
Ich werde Euch eine kleine Weihnachtsgeschichte schicken, die ich auch in unser Programmheft gesetzt habe:
Der blaue Teddy-Rock
Weihnachtszeit – da kommen jedes Jahr die Erinnerun-gen auf an früher, an Muttis Traditionen, die sie schon von ihrer Mutter und die von der ihren übernommen hatte, Erinnerungen an Lieder und Gedichte, an das geheimnisvolle Rascheln von Papier, den entsetzten Aufschrei, wenn jemand zu früh ins Zimmer schaute, an diese außerordentlichen Genüsse und Gerüche, die es eben nur zu Weihnachten gab – und an jenes Fest, das für mich immer ein besonderes sein wird.
Wie immer roch es nach Plätzchen, nach Kerzen und nach Kokelei. Mutti liebte es, die Nadeln vom Advents-kranz in die Kerzen zu halten. Der Duft ist noch heute für mich wichtig in dieser Zeit der Erwartung. Es gab die ersten Marzipankartoffeln und Nüsse und das erste Gläschen Eierlikör – zweierlei: den für die Erwachsenen und den mit gaaanz wenig Alkohol und gaanz viel Milch für die Kinder, und am 1. Januar war er immer alle.
Den Wunschzettel hatte ich längst geschrieben, und wenn ich zurückdenke, waren es bescheidene Wün-sche: Bücher, ein bisschen Kosmetik, die neueste Schla-gerplatte von Caterina Valente - und einen bildschönen blauen Teddy-Rock.
Der Rock mit dem cremeweißen Rolli – Himmel, war der schick! Und viel zu teuer! Jeden Tag hatte ich in den letzten Wochen vor dem Schaufenster gestanden und mit meinem Schicksal gehadert. Ich wusste ja, dass meine Eltern so viel nicht ausgeben konnten. Und dann war der Rock eines Tages weg. Der Platz im Fenster blieb leer, und ich trauerte so sehr, dass mir nicht ein-mal mehr der heißgeliebte Eierlikör schmeckte. Nein, so richtig freute ich mich nicht mehr auf Weihnachten!
In den letzten Tagen vor dem Fest stieg Muttis Nervosi-tätspegel wie in jedem Jahr höllisch an und es war bes-ser, wenn man rasch und widerspruchslos gehorchte, wollte man nicht eine Lawine aus Streit, Gebrüll und schier unaussprechlichen Strafen lostreten. Deshalb wehrte ich mich auch nicht dagegen, die Wäsche meiner kleinen Schwester in die Wäschetruhe im Schlafzimmer und anschließend Muttis neue Abendtasche in den Schrank zu bringen.
Muttis Schrank war für uns Kinder normalerweise tabu. Und vor Weihnachten zu stöbern, galt bei uns immer schon als unfein. Das tat man eben nicht. Ich öffnete den Schrank auch besonders vorsichtig – und sprang zur Seite. Eine große Tüte fiel heraus. Und aus dieser Tüte quoll mein Traum, der wunderschöne, viel zu teure blaue Teddy-Rock!
Ich war völlig perplex und brach in Tränen aus. Es wa-ren Tränen der Freude, aber auch der Enttäuschung, weil ich mir die Weihnachtsüberraschung zerstört hatte, weil Mutti vielleicht denken könnte, ich hatte die Tüte absichtlich aus schnöder Neugier aus dem Schrank ge-nommen. Ich saß da mit dem kuschelig weichen Rock, auf den meine bitteren Tränen tropften, im Arm und suchte einen Ausweg. Und fand ihn auch: Ich musste schweigen, sehr erwachsen und völlig selbstverständ-lich schweigen.
Am Heiligen Abend zeigte ich Überraschung und über-schwängliche Freude. Ich ahnte nicht, dass Mutti mein Dilemma kannte. (Sie hatte es an der Tüte gesehen, die nicht mehr so im Schrank stand wie vorher). Zum Trost fand ich unter meinen Geschenken noch eine goldene Kette mit einem Kennedy-Taler. Wie glücklich ich war, lässt sich gar nicht beschreiben. Zudem fühlte ich mich nun wirklich unglaublich erwachsen...
Übrigens gab es bei uns am 24.12. auch immer Kartoffelsalat und Würstchen - bis zum Tod meiner Mutter. Ich habe bewusst mit dieser Tradition gebrochen. Wir würden ja nur heulen.
Alles Liebe
Lanonna