hier ein Aufruf an unsere ital. Meisterköche. Traditionell wird in einigen Regionen Linsen mit einem gefülltem Schinken zu Sylvester bzw. Neujahr gegessen.

Hat jemand ein leckeres Rezept? Ich habe aus Italien rote Linsen und cottechino geschickt bekommen (als ich den Portoaufdruck las, hab ich fast nen Herzinfarkt bekommen) und möchte nun das Gericht für Sylvester zubereiten.

Nächste Frage...wenn ich die ital. Andeutung recht verstehe, sind rote Linsen und rote Wäsche (???) Glücksbringer?

lg jani

Marea schrieb am 19.12.2011 um 21:18:19:


also alle die besonders stark nach Neujahr unter Blähungen leiden haben in 2012 einen extremen Geldregen? *lach mich putt

Nein, Spaß beiseite - da ich sogar frische pepperoccini geschickt bekommen habe und das Paket extrem teuer war, bin ich es meinen Italienern einfach schuldig, dieses Sylvester Linsen zu genießen.

Deshalb schon mal im Voraus - danke fürs Rezept

lg jani

Als wir in Umbrien lebten, wurden wir zu Silvester/ Neujahr von den Freunden zu Zampone und Cotechino mit Linsen eingeladen. Die Linsen waren lecker, aber die beiden Wurstwaren waren zuallererst ein Fettschock und dann in einer Weise zusammengesetzt und gewürzt, dass ich nie wieder davon genommen habe, auch an anderen italienischen Neujahrstafeln. Und auch, wenn man mir versichert hat, dass es sich bei beiden Wurstarten um Nationale Kulturgüter handelt und besonders patriotische Italiener beim Anschneiden den Inno di Mameli anstimmen.
In Diamante hatten wir in der Neujahrnacht kulinarisches Asyl bei Francesco gesucht und gefunden. Der ist Vegetarier.
http://it.wikipedia.org/wiki/Cotechino

Mein bevorzugtes Linsenrezept geht ganz einfach:
Ich ziehe meine rote Unterwäsche an und mache das Küchenfenster weit auf, damit alle Nachbarn sehen, dass im kommenden Jahr unendlich viel Glück auf mich wartet.

Lauwarmer Linsensalat
Ich nehme am liebsten kleine grüngraue Linsen, wie sie im apulischen Altamura und in einigen Dörfern der angrenzenden Basilikata angebaut werden. Oder wie man sie mit etwas Glück in Deutschland im Bioladen finden kann. Dort kommen sie meist aus Le Puy und Umgebung im französischen Zentralmassiv.

500 gr. dieser kleinen Linsen wird mit kaltem Wasser angesetzt, so dass das Wasser die Linsen gerade bedeckt. Dazu kommen eine kleine halbierte Zwiebel, eine geschälte Möhre, 1 Stange Sellerie oder ein kleines Stück Knollensellerie, Petersilienwurzel oder ein paar Petersilienstängel, 1 Lorbeerblatt und vorerst kein Salz. Zugedeckt auf kleiner Flamme kochen, gelegentlich umrühren, dabei kontrollieren, ob noch genügend Wasser im Topf ist, denn die Linsen saugen kräftig an.
Wenn die Linsen weich sind, Herd ausschalten und die Linsen zugedeckt stehen lassen, bis sie sie etwas abgekühlt sind. Dann eventuell noch vorhandene Kochflüssigkeit abgießen (nicht wegließen, sie schmeckt sehr gut), Möhre, Sellerie, Zwiebel, Petersilienwurzel bzw. –stängel , Lorbeerblatt entfernen, Salz und etwas Zucker, Olivenöl und dunklen Balsamico unterrühren, Pfeffer aus der Mühle oder Peperoncino sowie grob gehackte Blattpetersilie kommen noch dazu. Dann eine Stunde ziehen lassen.

Da geht es ganz züchtig zu, Linsen erfordern absolute Aufmerksamkeit und Zuneigung. Außerdem mache ich meist das Fenster zu, wenn oberharzer Winterluft das Fleisch außerhalb der roten Dessous frieren lässt oder der Wind ständig die Gasflamme unter dem Topf mit den Linsen ausbläst.
Bei meinen eigenen Linsen geht es viel moralischer zu als in der Verwirrgeschichte zwischen Tindari und Saturnia.

peuli132 schrieb am 20.12.2011 um 21:05:35:


Kommt mir auch viel vor... andererseits kocht er seit Jahren Linsen, daher müsste er's eigentlich wissen.
Ich frag' aber zur Sicherheit nochmal nach. 

Marea schrieb am 20.12.2011 um 21:22:51:


na datt gibt nen Linsensüppchen *lach ich werde dann mal die Zutaten frei Schnauze verwenden....und mir überlegen wieviel der von einem Mann angegebene Wert in Wirklichkeit ist......

trotzdem gaaaanz lieben Dank für die Rezepte - meinem Mann gefällt diese Sylvester Idee....insbesondere den Teil mit der Unnerbüx!

lg jani

Marea schrieb am 20.12.2011 um 22:22:05:


ich glaube ..... Anse ..... wird sich freuen, wenn du an ihn denkst *kicher

lg jani

janice schrieb am 20.12.2011 um 23:03:26:


Bei den Linsen ist das normalerweise nicht nötig. Kurz abspülen genügt.

Zitat:


Signor Marco macht's gerne ein bisschen kompliziert. 
Da er die Linsen am Vorabend kocht (sie schmecken wirklich besser, wenn sie Zeit zum durchziehen haben), schmeckt er sie dann am nächsten Tag nochmal ab. Daher der Rat, noch etwas zu salzen, falls man am Vortag zuwenig Salz verwendet hat. (Gib's zu, darauf wärste niiiiieeeeee von alleine gekommen! Also, dass man nachsalzen muss, wenn Salz fehlt.  )

hehe dass mit dem Nachsalzen - logisch - man schmeckt spätestens vor dem Servieren noch mal ab, da aber 2 Punkte mit Salz aufgeführt sind....war ich mir einfach nicht sicher - deshalb lieben Dank fürs Aufklären!

Anse, du machst mir echt Mut den Cottechino aus der Vakuumverpackung zu nehmen und zu probieren. Wohlweisslich werd ich wohl Bauchspeck oder so zusätzlich zubereiten, da ein Essen ohne Fleisch bei uns sehr skeptisch aufgenommen wird.

lg jani

Marea schrieb am 20.12.2011 um 21:22:51:


Va bene, da hat Marco mein vollstes Verständnis. Mir fällt auch manchmal schwer, Rezepte weiterzugeben, weil ich dem Prinzip "Man nehme, was man hat und koche" arbeite. Und falls du bei solchen Gelegenheiten auch noch in roten Dessous um ihn herumschwirrst, kommt es ihm auf ein Pfündchen Butter mehr oder weniger wohl auch nicht an

An alle Besitzer eines offenen Kamins - die absolut besten Linsen kochen mit Wasser, Knoblauch, Peperoncini  und Lorbeerblatt in der pignata (dem Tonkrug) vor sich hin. Salzen und einen Schuss olio crudo dazu - fertig.
Der cotechino polarisiert in meiner Familie so stark, dass mein Mann ihn allein essen darf.  Nur bei den Linsen sind wir uns einig.

peuli132 schrieb am 21.12.2011 um 10:57:44:


Genau... ich krieg das mit den Mengenangaben auch nicht hin.

Zitat:


Vor allem, da ich ja zu den Feiertagen immer meine geliebte Bauchtanzmusik auflege...

Zitat:


Klingt lecker! 

Zum Kartoffelpü, das ja auch noch zum Cotechino-Menü gehört und an das ich mich halte, da ich den Gruselbraten gerne anderen überlasse, ist mir allerdings eine "unscharfe" und etwas "gehaltvollere" (nicht wegen der Butter, sondern wegen dem Wein und der Tomaten) Variante lieber.
Aber die Knobi-/Peperoncino-Version werd' ich auch mal ausprobieren! Wir haben hier leider keinen Kamin, aber wenn man das Ganze langsam auf dem Herd kocht, müsste es ja auch irgendwie werden, oder?

janice schrieb am 31.12.2011 um 12:05:14:


Mir sind die Linsen auch lieber, wenn sie nicht so al dente sind... daher dürfen sie bei uns schon während des Kochens gesalzen werden. Zu Brei sind die deshalb zum Glück noch nie zerkocht, ausser die roten Linsen, bei denen muss man wirklich vorsichtig sein (und eventuell auch bei anderen, kleinkörnigen Sorten oder wie auch immer man das nennt).

Aber Du könntest Deine ja auch einfach noch ein bisschen nachkochen, jani!

Unsere Lenticche sind fertig und bereit für ihren grossen Auftritt nach Mitternacht.

Anse... wie sieht's bei Dir aus? Liegt die rote Unterwäsche schon bereit? Stehen die Nachbarn schon an den Fenstern? 

lanonna schrieb am 31.12.2011 um 13:28:42:


Also, er hat ja, wenn ich mich recht erinnere, angekündigt, dass er die Fenster gaaaaanz weit aufmacht, damit die Nachbarn sehen, wieviel Glück er im kommenden Jahr hat. 

Zitat:


Ihr seid in Apulien, oder?? Da wird heute sicherlich einiges aufgetischt! 
Darf man Wetten abschliessen, ob die Mamma den Kartoffelsalat probiert? Ich geh' mal auf Risiko und sage: ja! So'n gaaaanz kleines bisschen... und dann nochmal ein bisschen... und dann sagt sie eventuell, dass er "interessant" schmeckt. 

Marea schrieb am 21.12.2011 um 09:35:57:


ich habe mich so langsam vom Fettschock erholt. Todesmutig haben mein Mann und ich jeder 1 Bissen probiert. Ich will nun nicht näher beschreiben, wie oft mir das Teil durch den Kopf ging....aber es hat noch am nächsten Morgen guggugg gesagt. Ich weiss nun:

- Linsen - super - danke fürs Rezept - es war lecker und hat mich an meine Kindheit - wo man noch richtige LInsensuppe kochte - erinnert.

- rote Unnerbüx - auch kein Problem - mein Mann ist nicht blind und redet noch mit mir

- cottechino - NIE wieder - es gibt zwar noch widerlicheres, aber ich brauch es nicht noch einmal - und wir haben es auch nicht unseren Hunden gegeben, sondern die arme Mülltonne mit der Entsorgung betraut.

lg jani

Bernardo-Stonato schrieb am 10.01.2012 um 14:54:48:

Bei allem Respekt vor Selbst-Experimenten;
konntest du das nicht schon vorhersehen ?
Anerkennende Grüße
Bernardo

[/quote]

ach weisste - ich bilde mir gerne selbst eine Meinung und nicht unbedingt vom "HörenSagen". Gerade im geschmacklichen Bereich. Siicher es gibt bestimmte Vorlieben und eben Dinge die man persönlich gar nicht ißt - aber ich finde, man sollte sofern man keine Allergie hat, oder ein bestimmtes Lebensmittel nicht per se ausgesondert hat, einfach mal probieren. Wenn ich danach gehe, was ich allein fürs Weihnachtsessen dank des Besuchs beim Kochen aussortieren musste (Zwiebeln, Paprika, Öl, Knoblauch und überbackener Käse, keine Nudeln oder Reis...um nur einiges zu nennen), und ich diese Geschmäcker einfach übernehmen würde...mein Gott ich dürft gar nicht nach Italien fahren.

Fett als solches stört mich nicht - ich kann einer guten Schweinshaxe mit knuspriger Speckschwarte nicht widerstehen und esse auch ab und an ein Schmalzbrot...oder Spaghetti mit O-Öl und Knoblauch....oder Tomaten mit Morza und Balsamico und reichlich Öl.....mjam mjam

Aber hier war der Eigen-Geschmack von diesem fleischigem Etwas einfach zu experimentell für meinen durchschnittlichen Gaumen. Das viele Fett, empfand ich negativ als Geschmacksträger und hat den sonderbaren Geschmack zusätzlich unterstrichen.

Egal...ich bin um eine Erfahrung reicher - sollte ich mal über Sylvester in Italien verweilen...werd ich halt zumindestens fürs Sylvesteressen zum Vegetarier....

Danke für die Anerkennung.... ich weiss es zu schätzen.

Mittlerweile gibt es aber eine Steigerung zum Cottechino für mich....wahrscheinlich schreien nun viele auf - aber ich war in D'dorf beim Japaner, weil ich endlich mal Sushi essen wollte..... Hiervor sollte man echt mal warnen!

lg jani

Barissima schrieb am 10.01.2012 um 17:16:48:

Lo zampone ist wahrscheinlich auch ein immaterielles Kulturgut aus Padanien.
Wenns schon deftig sein soll, versuche es lieber mit deutschen Kohlwürsten und ähnlichem. Die sind verglichen mit Zampone und Cotecchino fettreduzierte Diätnahrungsmittel. 

anse schrieb am 10.01.2012 um 17:42:01:


hab ich das nötig????