Also meine waren schockiert  , bis auf meinen Opa, der hat damals gesagt, besser ein Italiener als ein Bayer ( dabei haben die Bayern doch so einen suessen Dialekt  ). Ja und meine Mutter hat verzweifelt versucht, meinen Vater davon zu ueberzeugen, dass der Venezianer ja fast ein Suedtiroler ist 

solemarsicilia schrieb am 05.03.2009 um 07:07:57:


Ja, das ist doch was und sicher bei jedem anders:

Ich, als nur "Halb-Zugezogener", weiß, dass man uns aus dem 1 km entfernten Dorf "beobachtet". D.h., sie schauen, was wir so alles verrücktes anschleppen und ein- und ausbauen, das man unser Haus "Casa Barbie" nennt, Fremden gegenüber wird auch mal ausgesagt wir seien eine "Sekte", man wundert sich, wann wir arbeiten und andere betiteln mich als "Professore". Man schickt die Leute aber von weither, um sich bei uns zur Solartechnik zu informieren.

Ich glaube, keiner hat was gegen uns, denn wir grüßen immer schön freundlich, lassen uns mal in der Dorfbar sehen, machen den Fahrweg für die anderen frei, gewähren Wendemanöver vor unserem Haus, u.s.w.

Andererseits wird man sicher nicht richtig "warm" mit uns, weil das Italienisch mangels Training dürftig ist, wir mehr mit den anderen "ausgesiedelten" Sarden-Nachbarn zu tun haben, mit Hunden "Gassi" gehen und die auch ins Haus dürfen, viele Wege zu Fuß nehmen, keine Müllberge vor der Tür haben, mit so komischen Stöcken durch die Gegend marschieren, bei uns keine Müll-Feuer brennen, in der Diga baden gehen und im Frühjahr und Herbst draußen sitzen, während alle anderen drinnen frieren.

Alles in allem kommen wir prima miteinander aus und ich freue mich jetzt, nach dem langen Winter, zurückzukehren...

Ach so, unsere "Halb-Auswanderung" wird von einigen Gern-Urlaubern etwas unproblematisch neidisch gesehen. Alle Anderen finden das ziemlich bekloppt, zumal Sardinien voller Mafia sei und der Vulkan bald ausbrechen könnte und diese Insel nur für alte Leute wäre. Außerdem sei die Türkei viel billiger. Obwohl wir ja ca. 6 Monate in Deutschland sind, tut man so, als wären wir ja eh nie da. Manche Deutschen aus der Region treffen wir eher auf der Insel, als in Deutschland, wo man keine Zeit hat. Die wenigen Verwandten, die ich noch habe, äußern nicht das geringste Interesse dafür und wollen auch nie zu Besuch kommen. Mutter, Vater, Opa, Oma & Bruder haben die Aktion leider nicht mehr erlebt.

Ichnusa schrieb am 05.03.2009 um 08:45:19:

darf ich bei euch einziehen?    

alles in allem: spannender Bericht!

Sorry Ichnusa und Giorgio, aber ein Ferienhaus, auch wenn man sich dort insgesamt ein halbes Jahr aufhält, hat ja wohl nix mit Auswanderung zu tun, klar dass da jeder begeistert ist. Wenn man das so bezeichnet, wäre ich mit 9 Jahren mit meinen Eltern nach Österreich ausgewandert, da wir insgesamt sicher auch 4 Monate im Jahr dort im Ferienhaus verbracht haben, zumindest ich mit meiner Mutter sämtiche Schulferien plus mindestens 40 Wochenenden/Jahr. Unser Ferienhaus dort ist mit Seegrundstück und zahlreichen Schilandschaften ringsum, ergo für jede Jahreszeit, also logisch, dass wir immer dort waren.

Also ich bekam fast nur negative Reaktionen. Mein Vater hat getobt und mit Enterbung gedroht, meine Mutter war traurig, hat es aber toleriert, nur meine Tochter fand es "geil" (damals 18), dass ihre Mutti nun ein Hippie wird (wir wohnten die ersten Jahre auf einem Campingplatz).

Meine engen Freunde versuchten alle, es mir auszureden, nicht so enge Freunde fanden es gut (wohl in der Hinsicht eines Gratisurlaubs).

Mein Vater nebst Frau war bisher zwei Mal nur jeweils 2 Tage hier, hat das immer mit irgend einer Pauschalreise mit Unterbrechung verbunden (worüber ich fast beleidigt bin), meine Mutter kommt jedes Jahr im Sommer für einen Monat, meine Tochter im Durchschnitt alle 2 Jahre für 1-2 Wochen. Die findet unsere Gegend nicht interessant, da man hier nicht Wellenreiten kann und auch keine angesagten Clubs o.ä. hier sind. Wenn meine Tochter hier ist, ist es dafür aber immer sehr intensiv und wir verbringen die meiste Zeit mit gemeinsamen Unternehmungen, nur an den Strand fährt sie meist alleine, weil ich den im Hochsommer meide.

Mit fast allen Freunden habe ich regelmässigen Kontakt (Email, Telefon und Treffen wenn ich in Nürnberg bin), gekommen ist nur meine beste Freundin mit Freund und das auch nur einmal vor bereits 6 Jahren. Alle anderen sind ziemlich uninteressiert, aber jeder hat mir versprochen in 2,5 Jahren zu meinem 50sten zu kommen (das wird teuer, aber ich freu mich schon drauf).

Wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich geschmeichelt, dass meine Freunde NICHT wollten, dass ich auswandere, das heisst ja wohl im Umkehrschluss, dass sie mich mögen!

Ichnusa, ich habe schon befürchtet, Du könntest ein bisschen eingeschnappt sein, ist aber meinerseits nicht böse gemeint gewesen. Ich kenne so ziemlich alle Deine Postings und Du bist wohl auch ein Sonderfall (Halbauswanderung).

Was ich mit meinem Beitrag meinte, wer "richtig" Auswandert ist weg vom Fenster und die Familie und Freunde bekommen einen nur noch mit Aufwand zu Gesicht, wenn überhaupt. Wenn jemand regelmässig zurück kommt und auch nach wie vor im Heimatland wohnt, ist das für mich kein Auswandern. Bitte nicht böse sein, es sollte, wie gesagt kein Angriff sein und ich fand Deinen Beitrag, wie fast immer, sehr unterhaltend und aufschlussreich.

Bei den Reaktionen auf meine Einwanderung kann ich nur sehr Positives berichten. Wohne in einem sizilianischen Fischerdorf, wo die Auswanderung nur von Sued nach Nord bekannt war. Als ich hier auftauchte, kannte man keine Deutschen, die hier Urlaub machten, geschweige denn wohnen. Inzwischen gruesst mich jeder, man freut sich, dass ich ein wenig Leben mit auslaendischen Gaesten ins Dorf bringe und diese auch eine Menge Geld ausgeben. In unseren verschiedenen Aktivitaeten arbeiten fast 20 Einheimische. Bei unseren Kindern bin ich immer automatisch im Schulelternbeirat - vom Direktor ernannt. Sizilianisch spreche ich nicht, unser Maurer hat deshalb extra Italienisch gelernt. Etwas Neid habe ich aber auch gespuert, denn viele Arbeitslose Lehrer muessen sich fragen lassen, warum denn ausgerechnet ein Deutscher eine Italienisch-Sprachschule aufmachen kann.