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Buchtipp: Triest, Portrait einer Stadt (Gelesen: 1838 mal)
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Das Salz des Reisens sind
die glücklichen Zufälle

Beiträge: 226
Neumarkt am Wallersee
Geschlecht: male
Buchtipp: Triest, Portrait einer Stadt
13.02.2009 um 12:14:48
 
Als Günther Schatzdorfer, Schriftsteller, Maler und Autor dieses Buches, vor gut 30 Jahren durch Triest streifte, sah er in der Auslage eines alten Geschäftes für Schiffsausstattung vier, fünf Kompasse nebeneinander liegen. Jeder zeigte in eine andere Richtung.

Dies ist wie ein Metapher für den Inhalt des Buches. Überwiegend schwer und dunkel wie die Stimmung am Titelbild des Buches selbst. Schatzdorfer beschäftigt sich auf rund der Hälfte der über 200 Seiten mit der Geschichte der Stadt, vor allem mit der Geschichte ab 1900. Er zeichnet dabei ein drückendes Bild: eine Stadt, die stets politisch und geographisch eine Außenseiterrolle gespielt hat, zu keinem Land recht gehört, deren Bewohner - Österreicher, Slowenen, Italiener, Serben und andere Völker - stets wechselseitig unterdrückt wurden; seit dem 14. Jahrhundert unter immer wieder wechselnder Fremdherrschaft, deren Geschichte sich die Bewohner nicht erinnern oder erinnern wollen. Schatzdorfer spricht von "einem Land ohne Gedächtnis". Im zweiten Teil des Buches besucht er "Nebenschauplätze des historischen Dramas im Karst" wie Duino, den versunkenen See im Karst, Görz u.a. und schließlich "Schau-Plätze" in Triest selbst: den alten Freihandelshafen, die Altstadt, das Viertel "Stalingrado", San Saba, den Ort des einzigen KZ auf italienischem Boden, den Bauch der Stadt - den neuen Hafen, das Fischerdorf Muggia gegenüber des neuen Hafens und immer wieder den Karst, der bis in die Stadt reicht.

Doch in einem Punkt irrt sich Schatzdorfer in diesem Buch: Papst Pius II., geboren als Enea Silvio de' Piccolomini, ist nicht "aus dieser Stadt gebürtig" (Anm: Triest), sondern er kam 1405 in Corsignano, südlich von Siena in der Toskana zur Welt, das später nach nach ihm Pienza genannt wurde. Wohl aber war er 1447 bis 1449 Bischof von Triest.

Eine Kurzbiographie der Stadt mit allen wichtigen Daten, die verschiedenen Grenzverläufe in Karten, Übersichten über die Entwicklung der Stadtbevölkerung und Bevölkerungsstruktur 1910, ein umfangreiches Literaturverzeichnis mit interessanten Büchern darunter, sowie ein kleiner Führer "Triest entdecken", das sind ergänzende Informationen neben eindrucksvollen Bildern.

Das Buch ist, wie der Titel verheißt, ein Portrait einer Stadt, aber kein touristischer Stadtführer, dafür mit sehr interessant geschriebenen Geschichten, die ein ganz anderes Bild zeichnen, als vielleicht der durchschnittliche Mitteleuropäer von von dieser Stadt hat. Und sie machen trotz ihrer Schwere an manchen Stellen Lust auf einen Besuch in Triest, auf ein Kennenlernen eines anderen Triest!

Erschienen im Verlag Carinthia, 2. überarbeitete und ergänzte Auflage 2008, ISBN 978-3-85378-639-0
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eigentlich heiß' ich Peter - aber da gibt's schon einen mit dem Namen in dem Forum...
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