Klar - sie ist von Anfang an als Schutzorganisation aufgetreten: für die Kleinen gegen die Großen, hat die in gewissen Grenzen gehalten. Und für die Großen gegen die Kleinen - hat dafür gesorgt, dass mit mehr oder weniger Druck die Dinge so blieben wie sie waren. Der Vermittler zwischen den beiden Seiten wurde geehrt und auch gefürchtet. Denn wer den Respekt nicht zollte, musste weg (auswandern) oder wurde getötet.
Das Schweigen und der Ehrenkodex (dem generationenlange Angst zugrunde lag) sind Grundlage für das Funktionieren der Mafia. Wer sich nicht daran hielt, wer das Schweigen bricht, wer den Ehrenkodex als die bedingungslose Unterordnung unter die Interessen einer kleinen, zu jeder Gewalt bereiten Clique entlarvt, muss sterben. Das war schon so in den idyllischen guten alten Zeiten der "Landmafia", als Salvatore Giuliano noch durch die Weiten Westsiziliens ritt und an der Portella delle Ginestre am 1. Mai 1947 die unbelehrbaren Querköpfe mit dem Maschinengewehrfeuer über den "Respekt" belehrt wurden.
Später kamen dann Drogen, Entführungen, Organhandel, Subventionsschwindel dazu. Der Mafioso reitet heute nicht mehr, allenfalls in seiner Freizeit.
Die Mafia füllt mal das Loch in der Gesellschaft aus, wo es den Staat als Ordnungsmacht nicht gibt, oder sie drängt ihn heraus und versucht seine Stelle einzunehmen. Das geht nicht ohne Korruption, Kauf von Politikern und Morden, sie Dalla Chiesa, die Richter Falcone und Borsellino.
Dazu mein Lesetipp: Alexander Stille, die Richter.
Und im Netz
www.girodivite.ist und
www.terrelibere.it - moderne Mafia mit internationaler Verflechtung (Drogenkartelle zwischen Kolumbien, Sizilien und Südcalabrien), Eroberung von Wirtschaft und Infrastrukturen, - und zum Glück kommen auch die zu Wort, die bei allem Risiko die Zähne zeigen.
Anse