Italien kann zu einem der europäischen Tore in die arabische Welt und in den Magreb werden. Allerdings nicht mit gezogenen Säbel und als Vollzugsgehilfe der Bushkrieger. Italien und die arabische Kultur haben in Sizilien und in Campanien zwischen 9. und 12. Jahrhundert eine großartige Kultur hervorgebracht, deren Kunst wir noch heute in den Kirchenbauten von Palermo, Monreale, Cefalù, Salerno, Amalfi und Caserta Vecchia bestaunen. Die Araber haben unseren Speisezettel verändert: Orangen, Spinat, der Anbau mit künstlicher Bewässerung ist ein Geschenk aus dem Zweistromland, das heute Irak heißt. Es waren die christlichen Fundamentalisten, die das von Normannen und Staufern geprägte Miteinander der beiden Welt zerstört haben, mit Stumpf und Stil ausgerottet haben, den toleranten und aufgeklärten Teil der Christenheit mit Krieg, Hasspredigten und der "Heiligen" Inquisition verfolgten.
Auch in Anbetracht der vielen Nordafrikaner, die besonders in Sizilien leben, ist gegenseitige Kenntnis und Achtung der Weg für eine gemeinsame Zukunft. Allein in Palermo leben fast 100 000 Menschen aus der arabischen Welt, in Mazzara del Vallo, Siziliens größten Fischereihafen, stammt über ein Viertel der Wohnbevölkerung aus Nordafrika. Viele von ihnen leben schon in 2. Generation in Italien.
Die ausgestreckte Hand, die Toleranz gegenüber der uns durch die Terror und Kriege der Herrschenden und einer kleinen Minderheit fremd erscheinenden Zivilisation ist auch eine Wiedergutmachung für die Zerstörung der arabischen und magrebinischen Kulturen durch die Europäer im 19. und 20. Jahrhundert, die als Kolonialmächte diese Länder in ihre heutige Armut und Rückständigkeit gestoßen haben.

Ich dachte bisher das Italien und Arabische (?)  nicht leiden können?!!   Und dann wollen die noch die Sprache lernen! 

Es geht nicht darum dass Italiener und Araber sich nicht leiden koennen, es sind eher die Leute die die obengenannte Spitzenpolitiker waehlen, die alle andere Leute aus dem "dritter Welt" nicht leiden koennen. Auf den Plakate von Berlusconi steht auch dass viel weniger extracomunitari in Italien jetzt sind. Was fuer eine Muehe! Natuerlich, sie sind alle auf Lampedusa...

@ anse

ich stimme dir zu 100% zu. Howard Dean wurde in einem Interview gefragt, wie er im Falle seiner Wahl zum Präsidenten den Nahostkonflikt lösen würde. Er sagte nur: mit gegenseitigem Respekt. Ich denke, dass die meisten Vorurteile auf Unwissenheit und Ignoranz  begründet ist. Wir haben in Bayern ein Sprichwort: Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. So, ist es mit der arabischen Welt  Viele wollen sich nicht mit der Thematik beschäftigen, weil "die sind ja so anders als wir". Und die Medien helfen nicht wirklich.

@ Federico

Du hast recht wenn Du schreibst, dass die Amerikaner keine Ahnung von der Kultur haben und Kulturdumm sind (den Ausdruck muss ich mir merken ), allerdings, haben sie auch nicht viel Möglichkeiten sich zu bilden oder sich objektiv über das Weltgeschehen zu informieren. Seit ich in Amiland lebe, bekomme ich meine Infos nur ueber die  FAZ und das europäische Internet.
Die Nachrichten  geben nur das allgemeine Blabla wieder. bzw. wenn in der Nachbarschaft wieder eine Schiesserei war. Deswegen hat Michael Moore soviel Erfolg hier, weil er die Fakten auf den Tisch legt. Aber ich denke es gibt Hoffnung, wenn jemand wie Michael Moore einen Oscar bekommt.


Buona notte!   

Messinissa

Das ist ja das Problem mit den Medien. Der Kernsatz der hier verbreitet wird ist : wir sind der Nabel der Welt, wen interessiert die alte Welt? Es ist auch fuer einen bildungswilligen Amerikaner sehr schwer an ungefilterte  Informationen zu kommen. Ich habe z.B. 120 Kanaele, Nachrichten schaue ich nur auf CNN. Das ist allerdings ein anderes CNN als in Deutschland. Viel mehr Werbung, wenig internationale Politik und viel Lokalpolitik. Aber ich denke, dass CNN noch der objektivste Sender ist. Die Grundeinstellung war massiv nach der Festnahme von Saddam Hussein zu sehen. Innerhalb von 3 Tagen kam eine ganze Zeitschrift raus mit dem Titel " We got him" .  Ausverkauft!  Aber man darf es ihnen (dem Volk) nicht uebel nehmen. Sie kennen es nicht anders.

Messinissa

Die größte Toleranz gibt es dort, wo seit 1480 die Piraten aus Nordafrika und die türkischen Flotten überr die Menschen herfielen, in Süditalien, Sizilien und Sardinien. "Mamma, li turchi" bedeutete für Jahrhunderte die Angst vor Plünderung, Verschleppung auf die Sklavenmärkte Nordafrikas und den Tod.
Vom Rassismus der Lega Nord ist im Süden, wo die meisten Flüchtlinge ankommen, wenig zu spüren. "è povera gente", also ist Herz und solidarisches Handeln die Reaktion.
Anse