Nr. 1 der 'Ndrangheta verhaftet
Am 18. Februar verhafteten die Carabinieri den Superboss der calabrischen Mafia Giuseppe  Morabito in einer Feldhütte außerhalb von Cardeto, einem Dorf im Aspromonte, von dem man eine herrliche Aussicht auf die Meerenge und Sizilien hat.
Nach Aussagen der Ermittler ist der Polizei damit ein Fisch ins Netz gegangen, der dem seit 40 Jahren gesuchten, im Untergrund lebenden Superboss der Mafia von Corleone, Bernardo Provenzano an Bedeutung nicht nachsteht. Seit Monaten wurden Morabito, seine Familie und sein Freundeskreis beschattet. Im Moment seiner Verhaftung war Morabito zusammen mit seinem ebenfalls gesuchten Schwiegersohn Giuseppe  Pansera. Obwohl beide bewaffnet waren, leisteten sie keinen Widerstand: Giuseppe  Morabito, genannt 'u tiradrittu sagte nur: “Behandelt mich gut“. Zu den Kuriositäten in dem Fall zählt, dass die Frau Morabitos Monat für Monat seit 1992 die Rente für ihren Mann auf der Post abholte, 520 Euro im Monat, ein kleines Zubrot für den Multimillionär.
Morabito wurde am 15.8. 1934 in Casalnuovo d’Africo geboren, einem kleinen, heute verlassenen Dorf im Herzen des Aspromonte, das erst seit 1950 über eine Straße erreichbar ist und nach verheerenden Überschwemmungen und Erdrutschen 1951 zum Teil zerstört wurde. Damals gab es in Casalnuovo und im Hauptdorf Africo 9 Tote. Die Bewohner wurden dann an die Küste bei Bianco umgesiedelt, wobei Politik, der Priester Don Stilo und die „capifamiglia“ die entscheidende Rolle spielten. Aus einem Dorf von Hirten, Holzfällern, Köhlern und Imkern wurde in Africo Nuovo ein Dorf von Emigranten und Arbeitslosen und eines der Hauptzentren für die Logistik auf dem Drogenmarkt.
Der erste Haftbefehl gegen Giuseppe  Morabito erging 1992 als Mitglied des Clan Morabito – Bruzzaniti – Palamara, die zu den wichtigeren Clans zählten. Seitdem lebte er im Untergrund. Morabito hielt die entscheidenden Verbindungen zu den Narcomafias in Kolumbien und anderen lateinamerikanischen Ländern, in die seit 1950 sehr viele Calabresen, besonders aus der Locride ausgewandert waren. Im letzten Jahr wurden sein Bruder Giovanni (54 J.) und sein Sohn Giovanni (40 J.) verhaftet, ein weiterer Sohn, Domenico starb 1996 mit 39 Jahren auf der Flucht durch eine Polizistenkugel.

www.repubblica.it/2004/b/sezioni/cronaca/morabito/morabito/morabito.html

Da trügt oft der Schein - in beide Richtungen. Ich habe hier in Mailand schon Typen getroffen, die so elegant gekleidet und frisiert waren, dass man sie ohne weiteres zum Jetset gezählt hätte und dann stellte sich heraus, dass sie so dumm waren, dass sie zu blöd sind, ein Loch in den Schnee zu pinkeln...

Man sollte sich nie aufs Äußere verlassen!

Klaus

Ja sicher geht das auch so. Aber hier soll es sich doch um einen richtig großen Mafiosi gehandelt haben.
Die tatsächlich Großen arbeiten doch mit anderen Methoden als mit "Kokain in der Handtasche". Wie knüpft so einer Kontakte mit der "Großen Welt". Wenn er das nicht kann ist er eventuell doch nur eher ein "kleiner Fisch".
Ciao
Federico

Das können wir uns mit unserem Bürokratismus der heute überall nur noch online über www. funktioniert, kaum mehr vorstellen.
Ciao
Federico

hallo zusammen, ich galube die mafia ist anses lieblingsthema.
finde es aber mal richtig interessant diese infos zu bekommen. ich frage mich schon länger wie das denn so alles funktioniert. auf jedefall hört sich das alles an wie ein hollywoodfilm. man kann sich sowas wirklich nicht mehr vorstellen. ich mir zumindest nicht.
grüsse
stefan

Lieblingsthema ist sie nicht. Ich hasse die Verhältnisse, die uns zwingen darüber zu sprechen, Verhältnisse, die Millionen von Süditalienern Tag für Tag in Angst und Agonie versetzen.
Ich lebe und arbeite seit vielen Jahren für 5-6 Monate in im Jahr in Calabrien (im Tourismus als Wanderführer)  und schreibe über Süditalien, Sizilien und Sardinien, Natur und Umwelt in Italien.
Die Gegend, in der ich die meiste Zeit aktiv bin, der Nordwesten der Provinz Cosenza, ist bisher "ruhig". Mafia hat dort keine Tradition. Aber sie ist im Kommen. Mafia geht über die normale Korruption hinaus, die ja auch lästig sein kann, weil man nie zu den Begünstigten zählt, sondern immer direkt oder indirekt zahlt. Mafia bedeutet, dass man Angst vor Existenzbedrohung und noch schlimmer vor Gewalt haben muss.
Das eine habe ich schon erlebt, zum Glück nur als die abgestufte erste Verwarnung unter "Freunden" , Das Telefonat vor dem Verschwinden der Nummernschilder meines Autos war freundlich, aber sehr präzise, was die Empfehlungen anging, mit wem ich zusammenarbeiten sollte. Ich habe mich darauf verlassen, dass ich viel zu kleiner Fisch bin, habe zudem für die angedrohten Dienstleistungen Qualitätsstandards verlangt, die von den "GHeschäftspartnern" nicht zu erfüllen waren.
Aber: Cosenza ist nicht Reggio Cal. oder Sizilien.
Anse

Das ist wirklich ein sehr informatives Buch, ebenfalls sehr gut und auch lesbar zum Thema:
Alexander Stille, Die Richter (über die beiden ermordeten Mafiajäger Falcone und Borsellino).