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Ein Land wird verramscht (Gelesen: 2683 mal)
Claudio
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Italien.Info!

Beiträge: 14259
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Ein Land wird verramscht
23.01.2004 um 13:40:49
 
Berlusconi und der Umweltschutz in Italien
Für die Rechts-Regierung in Rom geht Ökonomie vor Ökologie – Natur und Kultur haben darunter zu leiden...

Artikel (Süddeutsche):
http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/246/25221/
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Man mag so alt, so gelehrt, so weise und so geschmackvoll sein als man will - eine Reise nach Italien gibt immer noch dem Geist ein neues Gepräge. (Lichtenberg, 1785)
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anse
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Bei Waldbrand Tel. 1515

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Re: Ein Land wird verramscht
Antwort #1 - 23.01.2004 um 19:39:06
 
Dann wird es wirklich finster für Landschaft, Natur und gewachsene Ortsbilder in Italien aussehen. An vielen Küsten sieht man ja schon seit Jahren die Verheerungen, die eine ganz bestimmte Spezies von Italienern angerichtet hat und deren immenser Gier jetzt das Land zum Ausplündern vor den nimmersatten Rachen georfen werden soll. Italien wird noch mehr an allen Ecken und Enden brennen, damit Hotels, Villen und Feriendörfer in die letzten Naturlandschaften gesetzt werden, Anlagen und Häuser, die meist 9, 10 Monate im Jahr leer stehen.
Das neue Jagdgesetz hat aus Wildtieren Objekte zum Draufballern gemacht. Der Kunstbesitz der Nation wird versilbert, damit die Profiteure wertbeständig und krisensicher anlegen können.
Zukunftssicherung durch Erschließen neuer Ressourcen und behutsame Nutzung, - Fehlanzeige. Sonnenenergie – nein danke. Italien nimmt da in der EU einen der letzten Plätze ein, weit abgeschlagen hinter Sonnenländern wie Deutschland oder Dänemark. Die jetzt noch vergleichsweise großen Wasserreserven werden ausgeplündert wie beispielsweise die unterirdischen Flüsse im apulischen Karst, wo vielerorts durch die übermäßige Nutzung der Grundwasserspiegel immer mehr absinkt und von den Küsten her das Salzwasser in die leeren wasserspeichernden Schichten des Untergrunds eindringt.
Die Wüste wird immer größer. In Sardinien und Sizilien sind schon über 5 % der Landesfläche vegetationslos, für die nächsten Jahre befürchten Wissenschaftler auf den beiden Inseln das Ansteigen wüstenartiger Areale auf 25-35 % der Landesfläche, aber auch Teile Apuliens und Calabriens sind von der Desertifikation bedroht, zumal die Waldzerstörung durch Brände und Bauspekulation, aber auch durch Abholzen mit großflächigen Kahlschlägen (wie schon einmal zwischen 1900 und ca. 1955).
Das Instrumentarium einer recht praktikablen und auch mehr und mehr durchgesetzten Umwelt- und Denkmalschutzgesetzgebung wird einfach über Bord geworfen, damit der Wirtschaftsstandort Italien boomt. Blühende Landschaften – man kann den Zement grün streichen oder Blumen drauf malen.
Die Praxis des Condono (des „Schulderlasses“ bei Schwarzbauten – also der nachträglichen Legalisierung) hat ohnehin schon weite Teile des italienischen Alltag zu einem Raum ohne Recht und Gesetz gemacht. Man kauft sich frei, nachdem vorher Recht gebrochen wurde. Der Premier macht es vor.
Ich hoffe auf die Italiener die ihr Land nicht nur als Quelle von Profitmaximierung und Schnäppchen verstehen, sondern auf diejenigen, die es lieben und künftigen Generationen nicht als Trümmerwüste übergeben wollen.
Lest den Artikel aus der Süddeutschen – er ist gut dokumentiert.
Anse
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Entflammt die Herzen und nicht die Wälder!
 
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Federico
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Casa Stromboli

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Re: Ein Land wird verramscht
Antwort #2 - 23.01.2004 um 20:10:45
 
Es ist unheimlich traurig, was da passiert.
Auf die Italiener zu hoffen, was anse meint, ist aber nicht sehr erfolgversprechend, da Italien Berlusconi schon zweimal gewählt hat und ich den Eindruck habe, dass den meisten die Umwelt ziemlich egal ist. Beispiele gibt es genügend.
Das Hemd ist ihnen halt näher als die Hose, wie so vielen von uns auch, leider.
Ciao
Federico
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Italien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der Seele: hier ist erst der Schlüssel zu allem (Goethe - Ital. Reise - 1786)
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anse
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Bei Waldbrand Tel. 1515

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Re: Ein Land wird verramscht
Antwort #3 - 23.01.2004 um 20:24:43
 
Kerine Trauer, die darf erst, wenn alles den Bach runter ist. Zähne zeigen, was viele Italiener tun, die ihr letztes Hemd für ihr Land geben würden. Und wir als ihre Gäste in ihrem Land sind da auch gefragt. Viel Öffentlichkeit hilft!
Trotz aller Nacvkenschläge bin ich da noch immer ganz optimistisch.
Gruß Anse
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Federico
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Casa Stromboli

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Re: Ein Land wird verramscht
Antwort #4 - 23.01.2004 um 21:38:11
 
Es sind zuwenig Italiener die hier Zähne zeigen. Du wirst mir Recht geben, anse, dass viele Italiener mit Umweltfragen wesentlich sorgloser umgehen, als unsere deutschen Mitbürger. Das hat natürlich Gründe.
"Erst kommt das Fressen, dann die Moral" hat Brecht geschrieben. Das gilt übertragen auch für die Umwelt.
Ciao
Federico
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anse
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Bei Waldbrand Tel. 1515

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Re: Ein Land wird verramscht
Antwort #5 - 23.01.2004 um 22:27:04
 
Nochmal kontra,
auch wenn mir der Beton an den Küsten, die Plastikmassen an den Stränden und die Autowracks in den Bachbetten eigentlich nicht Recht geben.
Es gibt diese Italiener, die für die Werte Ihres Landes kämpfen, immer viel viel Intellekt und Ideeenreichtum, meist gut vernetzt. Allerdings: dieses Italien von WWF, Italia Nostra, Verdi, Legambiente usw., den vielen lokalen Initiativen ist fast immer in der Minderheit. Aber diese Minderheiten, manchmal sogar Einzelpersonen haben bei ihren Landsleuten die Chance, unbeschreiblich stark zu sein. Dass die Hochregion des Pollino noch heute pure Natur ist und nicht eine Ruinenansammlung von bankrotten Wintersportzentren, ist Verdienst eines einzigen Mannes, der nicht einmal direkt aus der Region kam, der nichts mit Macht und Politik zu tun hatte, aber vor Ort überzeugte.
Ich will die Sachen nicht schön reden. Es gibt auch und nicht selten die Fälle, dass Du vor der frischen Brandstiftung mitten in den Bergen stehst, per Telefonino die zuständige Forststation anrufst und schon an der Reaktion am Telefon raushörst: "me ne frego".
Trotzdem: die Netzwerke sind da, funktionieren, im Norden zum Teil sehr gut (Südtirol, Emilia Romagna, Toskana), im Süden zum Teil auch (Cilento, Sizilien).
Und selbst im von allen Schutzheiligen verlassenen Calabrien triffst Du immer wieder auf Menschen, die den Instinkt für das Notwendige und Sinn für "Heile Welt" haben.
Gruß Anse
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Federico
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Casa Stromboli

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Re: Ein Land wird verramscht
Antwort #6 - 23.01.2004 um 23:42:44
 
Das habe ich nicht bestritten anse, dass man immer wieder -  auch in Calabrien und Sizilien -  Menschen findet, die sich ernsthaft um ihre Umwelt bemühen.
Aber allein dieser Satz sagt doch schon, dass es leider nur einige wenige engagierte Menschen sind und das sind eben viel Zuwenige.
Die Mehrheit schert sich einen Dreck um ihre Umwelt, so ist die Realität zumindest derzeit. Dass wir daran arbeiten müssen ist selbstverständlich, aber es wird ein langwieriges und zähes Unterfangen sein.
Da gibt es nichts Schönzureden, leider.
Ciao e buona notte
Federico
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klaus20052
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Re: Ein Land wird verramscht
Antwort #7 - 24.01.2004 um 07:00:34
 
anse schrieb am 23.01.2004 um 19:39:06:
Man kauft sich frei, nachdem vorher Recht gebrochen wurde. Der Premier macht es vor.
Ich hoffe auf die Italiener die ihr Land nicht nur als Quelle von Profitmaximierung und Schnäppchen verstehen, sondern auf diejenigen, die es lieben und künftigen Generationen nicht als Trümmerwüste übergeben wollen.
Lest den Artikel aus der Süddeutschen – er ist gut dokumentiert.
Anse

Hoffen wir einfach auf die Italiener, die intelligent genug sind, zu erkennen, dass der scheinbare Profit nur kurzfristig ist und sie sich langfristig auf die Verliererstraße manövrieren - wer will und kann denn später in dieser Wüste noch leben? Und welche dämliche Tourist sollte denn später einmal in dieser Wüste Urlaub machen wollen?

Klaus
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