anse
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Bei Waldbrand Tel. 1515
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Platì sieht keineswegs aus wie das steingewordene Böse. Es ist ein großes, nicht besonders malerisches Dorf, dessen Bevölkerung großenteils in der Land- und Viehwirtschaft arbeitet. In Platì bekommt man ebenso wie in den nicht besser angesehenen Nachbarorten Natile, San Luca und Africo Zeitungen, eine freundliche Antwort, wenn man etwas fragt und den Menschen dort nicht gleich mit dem Gefrage nach Mafia, ndrangheta etc. auf den Geist geht. Am besten macht man das, was viele Italiener und auch etliche Deutsche ohne Vorurteile in der Gegend gemacht haben und machen: man geht wandern, lernt eine großartige Natur kennen, versteht schwierige Lebensbedingungen hinterher besser. Die Mafia ist erfolgreich, weil der Staat sich aus seiner Aufgabe als Mittler und Ordnungsstifter zurückgezogen hat, er allenfalls von Fall zu Fall mit Repression auftritt. Mir hat es vor Jahren zu denken gegeben, als sich Waldarbeiter aus dem benachbarten San Luca, die alle ihren Job auf Empfehlung haben und auch Dankbarkeit dafür zeigen, sonst sind sie ihn los, als die mir gesagt haben: "wir sind die Palästinenser Italiens". Die Staatsmacht tritt auf wie im Feindesland, aus Angst, Unsicherheit und weil auch immer wieder Dinge passieren, die absolut nicht tragbar sind wie Drogenhandel, Menschenhandel, Morden untereinander, wenn es um die fettesten Fleischtöpfe geht. Solidarität, Alternativen gibt es, den Aufbruch aus den grauenvollen Verhältnissen, die mit der Hässlichkeit der Dörfer beginnt, dem Schmutz, dem Stigma, von dort zu sein. Gleichzeitig gibt es dort Gastfreundschaft, den Mut zum Aufbruch (die Kirche, besonders der Bischof von Locri) haben dabei Starthilfe gegeben.
Infos zur Gegend (auf italienisch): www.naturaliterweb.it www.galareagrecanica.it
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