Man darf Berlusconi nicht nur "mit deutschen Augen"
sehen. Ich persönlich zähle mich eher zu seinen Befürwortern.
Vor allem weil sich natürlich keine bessere Alternative bietet.
Im Ausland werden seine "Ausrutscher" natürlich weit
mehr beachtet, als das, was seine Regierung eigentlich leistet.
Klar, er ist kein Kind von Traurigkeit (welcher Politiker ist das
schon?) und so manches Gesetz, welches verabschiedet
wurde, ist ihm sicherlich auch für seine privaten Interessen
dienlich. Andererseits ist in Italien eine Reformierung der
Rentengesetze wie sie momentan im Gespräch sind längst
überfällig. Die Schul- und Ausbildungssysteme bedürfen
einer Reformierung (z.B. wird endlich Englisch als erste
Fremdsprache ab der ersten Klasse eingeführt, das wird jeden
Touristen freuen
), in allen Schulen sollen Computerräume
eingerichtet werden sowie Internetanschlüsse und spezielle
Projekte hierzu. Die Regionen sollen mehr Kompetenzen erhalten
(Föderalisierung ähnlich wie in Deutschland) etc. Es ist noch
etwas früh am Morgen für solche Beiträge. Was ich aber
sagen möchte ist: Italien schläft nicht. Würde die Mehrheit der
Italiener Berlusconi nicht wollen, würden in Nullkommanix ALLE
auf die Strasse gehen und es würde sich kein Rädchen mehr
drehen. Über die italienische "Streikkultur" brauche ich wohl
nichts zu sagen (wohingegen in Deutschland vermutlich
wesentlich mehr vorfallen müsste, bis jemand aufsteht).
Ich bin kein "Berlusconi-Fan", sicher nicht. Aber man sollte
immer beide Seiten der Medaille betrachten.