maritimu
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Mein Beileid, Paula! Ich wünschte, Du könntest Italien aus anderen Gründen besuchen, aber da es nun einmal so ist, hast Du hier ja schon ein paar nützliche Tipps gefunden.
Wir sind seit 12 Jahren fest mit den Marken verbunden und seit drei Jahren leben wir dauerhaft hier, so dass wir natürlich schon öfter auf Beerdigungen waren, denn die gehören halt auch zum Leben dazu. Erst kürzlich ist die frühere Besitzerin unseres Hauses gestorben, die für uns fast wie eine Mutter war. Wenn man sich dazu überwinden kann und dem aufgebahrten Verstorbenen zu Hause oder auch im Krankenhaus den letzten Respekt erweist, wäre das natürlich für die Angehörigen optimal, aber das ist halt nicht jedermanns Sache und im vorliegenden Fall überhaupt nicht möglich.
Uns ist bei Beerdigungen aufgefallen, dass sehr wenig Leute schwarz tragen, mein Mann und ich fühlen uns immer wie Exoten in unserer streng schwarzen Kleidung. In kleinen Orten ist es üblich, hinter dem Trauerwagen her bis zum Friedhof zu laufen. Dafür wird sogar der Verkehr von Carabinieri gestoppt (und KEINER mosert ob der Wartezeit!), alle Passanten bleiben stehen, bekreuzigen sich und bekunden so ihr Mitgefühl. Vereinzelt sieht man Männer sich in den Schritt fassen (kein Witz!) und auf eine vorsichtige Frage meinerseits, was das denn zu bedeuten habe, sagte man mir, das würde ungefähr soviel wie "alles noch dran, mich hat's Gottseidank nicht erwischt" heißen. Andere Länder, andere Sitten...
Den sog. Leichenschmaus (was ja schon als Wort ein Paradoxon ist) gibt es hier in I glücklicherweise nicht, ist wohl mehr eine deutsche (Un-)Sitte. An Blumen sind Chrysanthemen und Gladiolen geeignet, man verschenke erstere aber bloß nicht als Gastgebinde, das könnte völlig falsch verstanden werden. Oft liegen in den Kirchen Kondolenzbücher aus, manchmal zusammen mit einer Sammelbüchse, in die man - so man will - einen Obolus für einen meist gemeinnützigen Zweck werfen kann.
In Italien gibt es nicht so häufig wie in D Erdbestattungen, meist kommen die Särge in vorbereitete Kassetten in Nachbarschaft mit zahlreichen anderen Grabstellen, manchmal aber auch in Familiengräber. Es ist natürlich schon etwas eigenartig, wenn der bereitstehende Maurer mit seiner Arbeit beginnt, während die Trauernden noch herumstehen, aber auch daran gewöhnt man sich mit der Zeit. An und für sich ist das aber eine saubere, platz- und kostensparende und weniger arbeitsintensive Angelegenheit, denn was es bedeutet, ein Grab zu pflegen, weiß ich noch aus D. Hier in I kann man allerhöchstens ein Stäußchen in die dafür vorgesehene Vorrichtung direkt an der Grabplatte stellen, dafür befindet sich aber auf jedem Grab ein Bild des Verstorbenen, damit ist das Ganze irgendwie nicht ganz so anonym. Uns persönlich jedenfalls sagt diese Art der Bestattung mehr zu als der ganze Grabkult in Deutschland.
Nun aber wünsche ich Dir, liebe Paula, viel Kraft, das Kommende gut zu überstehen.
LG Elvira
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