Ich habe auch erlebt, dass diejenigen, die sich sehr an ihre deutschen Wurzeln "klammern", mehr Schwierigkeiten mit dem Einleben und Dazugehören haben, als die, die in den italienischen Alltag eintauchen.
Ich bin sehr froh, dass ich 17 Jahre lang in Italien kein deutsches Fernsehen hatte. Ich habe italienische Sendungen gesehen und mir die rausgepickt, die mich interessiert haben (ja, die gibt`s auch im italienischen TV). Durch meinen Exmann und seine Familie habe ich ausserdem "zwangsläufig" auch die Sachen gesehen, die halt die meisten Italiener anschauen und das war mir auch wieder nützlich, weil ich dann auch beim "Smalltalk" über diese Sendungen mitmachen konnte. Das bedeutet nicht, dass ich so tun musste, als würden mir diese Sendungen gefallen, aber ich konnte sie gemeinsam mit den Anderen kommentieren, anstatt einfach nur zu sagen "ich finde das italienische TV generell blöd und gucke nur deutsches TV". Wäre ich ein Italiener, dann würde ich in diesem Fall sagen: "sind die Deutschen aber oberflächlich!".
Ausserdem habe ich gelernt zu akzeptieren, dass italienische Freundschaften zum Teil halt anders "praktiziert" werden, als ich das aus D gewöhnt war. Nicht alle Leute, die einem anfangs oberflächlich vorkommen, sind es auch. Oft bedarf es nur eines anderen "approccio" (uffff... wie heisst das auf Deutsch??), um an die Menschen ranzukommen oder die anderen an sich rankommen zu lassen.
Und klar... ich würde jetzt nicht umbedingt bei der Hausfrauengymnastik nach tiefgründigen Freundschaften suchen. Das bedeutet nicht, dass man sie nicht auch dort finden kann, aber die Wahrscheinlichkeit ist bei anderen Aktivitäten doch um Einiges grösser!