Bedauerlicherweise häufen sich in dieser Rubrik Trauernachrichten und Nachrufe. Es hat mich gestern der Tod von  Antonio Tabucchi sehr aufgewühlt. Er starb in Lissabon, seiner Wahlheimat. Tabucchi war ein Wanderer zwischen italienischer und lusitanischer Kultur, nicht nur bei der einen wie der anderen sehr geschätzt, sondern auch in internationaler Hinsicht kein Leichtgewicht, sah man in ihm  doch stets einen Kandidaten für den Literaturnobelpreis.
Er wurde zu dem anerkannten Kenner des Werks von Fernando Pessoa. Seine Liebe zu Italien bewahrte er sich dennoch. Gerade deshalb wurde er auch zu einem der leidenschaftlichen Berlusconi Gegner. Kritisierte jedoch auch scharf die Opposition, die aus seiner Sicht den Berlusconismo nicht wirklich bekämpfte.
Sein Roman „Erklärt Pereira“, über die Zeit der portugiesischen Militärdiktatur, ist sein bekanntestes Werk und auch heute noch aktuell und lesenswert.

Der Name hat mir jezt nicht gleich was gesagt.
Der Titel kam mir irgendwie bekannt vor.
Jetzt weiß ich es wieder es gibt da auch einen Film darüber.
Vielleicht sollt ich das Buch ja auch mal lesen.

Hier ein Nachruf der Zeit online:
http://www.zeit.de/kultur/literatur/2012-03/antonio-tabucchi-nachruf?commentstart=1#cid-1958801
Berührend auch das Gedicht im Kommentar.

Nachrufe sind oft leider auch etwas tröge.
Intensiver mit dem Mensch Tabucchi beschäftigt sich dieser Artikel.

Danke für den Link, Bernardo! Ich gestehe, ich kannte Tabucchi nicht und finde diesen NZZ-Artikel zehr interessant. Vor allem dieser Satz hat mich neugierig gemacht: "Aus den angelsächsischen Abenteuergeschichten, den geheimnisvoll verwobenen Textpartituren Pessoas und den abgründigen Phantasien Dino Buzzatis filtert Tabucchi einen Ton und eine Erzählweise heraus (...)"
Geheimnisvoll verwobene Textpartituren Passoas?! Darauf bin ich schon sehr gespannt.

Schade, dass man manchmal erst über die Nachrufe zu wirklich faszinierenden Künstlern findet. So ging's mir Kürzlich auch mit Wislawa Szymborska.
Aber meglio tardi che mai...

Marea schrieb am 30.03.2012 um 11:34:27:

... Schade, dass man manchmal erst über die Nachrufe zu wirklich faszinierenden Künstlern findet. So ging's mir Kürzlich auch mit Wislawa Szymborska. Aber meglio tardi che mai...

Hallo Marea,
genauso ist es, man kennt immer mehr nicht, als man kennt.  :)
Für mich war (und ist)  Tabucchi sowas wie ein Verbindungsglied in meinem italo-luso-philen Schwebezustand.
"Os três últimos dias de Fernando Pessoa"  (Die letzten drei Tage des Fernando Pessoa. Carl Hanser, München 1998, ISBN 3-446-19507-6) ist ein dünnes aber interessantes Büchlein über Pessoa, weil in diesem  seine Heteronyme zu einem versöhnlichen Todes-Reigen mit ihrem Schöpfer oder ihrem "Kollegen" auftreten.
Lissabonner Requiem ist ebenfalls sehr interessant für Pessoa Freunde.
Ansonsten wird "Erklärt Pereira" zu Recht als der Schlüsselroman zu Tabucchis Werk bezeichnet.
Ich hoffe, du kommst auf deine Kosten.
Grüßle
Bernardo

Vielen Dank für die Tipps, Bernardo. Ich freu' mich schon auf die Lektüre.