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Beitrag begonnen von Claudio am 20.08.2003 um 18:10:04

Titel: Rom setzt Heer gegen Brände in Süditalien ein
Beitrag von Claudio am 20.08.2003 um 18:10:04
Die italienische Regierung hat den Einsatz des Militärs zur Bekämpfung der Waldbrände in Süditalien beschlossen. 800 Soldaten werden nach Sardinien entsandt, um die Brände unter Kontrolle zu halten, die seit Wochen Hunderte von Hektar Wald zerstört haben...

Artikel (Südtirol Online):
http://www.stol.it/nachrichten/artikel.asp?KatID=d&ArtID=33508

Titel: Re: Rom setzt Heer gegen Brände in Süditalien ein
Beitrag von anse am 20.08.2003 um 18:57:15
Feuer in der Landschaft ist in den Köpfen vieler Süditaliener ein unabwendbares Schicksal. Sie verweisen dann auf die (allerdings wirklich) miserable Ausstattung von Feuerwehr und Forstverwaltung. Vielleicht hat dieser Sommer in den Köpfen Anstöße gegeben, die bisher selbst Katastrophen, die für alle spürbar waren, nicht bewirkt haben. In der Regel weiß mqan in den Dörfern wer wann wo gezündelt hat. Aber man liefert keinen bravo ragazzo, Familienvater, geachteten Mitbürger an die Justiz aus. Und man ergreift auch keine Initiative, wenn mal brennt. Ich erinnere mich an an nicht ganz kleinen Brand, der einen alten, sehr schönen Kastanienwald in einem Dorf im Norden der Provinz Cosenza zerstörte. Die Dorfbevölkerung stand auf der Piazza und genoss das Schauspiel, das sich in sicherer Entfernung von 2-3 km abspielte. Als ich dann den Notruf 1515 anrief, war ich der Erste, der Meldung machte, obwohl dieser Brand sicher schon eine halbe Stunde wütete und sichtbar war.
Ich hoffe, dass die Initiativen von WWF Italia und vom Vogelschutzverband LIPU erfolgreich sind, den bevorstehenden Beginn der Jagdsaison (etwa 3 Millionen meist männliche Italiener holen dann das Gewehr aus dem Schrank, aber es gibt inzwischen auch die jagende Italienerin) abzusagen. Die Schaden an der Natur sind riesig. Besonders die Vögel, die für diese 5-Prozent-Minderheit unter den Italienern nichts anderes als ein bewegliches Ziel zum Draufhalten ist, haben durch die Brände gelitten.
Außerdem geht es bei der Jagd oft feurig zu, denn viele Jäger gehen immer noch mit der Zeitung zur Jagd. Die kann ruhiog schon älter sein, denn sie dient nicht der Unterhaltung und Erbauung in Jagdpausen. Sie wird als Fackel brennend ins Gebüsch geworfen, das dann Feuer fängt. Dann kommen Vögel, Rehe, Hasen und Wildschweine in panische Bewegung, draufhalten, treffen und dann die Beute durchs Dorf tragen, Bewunderung ernten.
Pyromanisch veranlagte Saubermänner terrorisieren jeden Sommer die Landschaft Mittel- und Süditaliens: Schilf, trockenes Gras, Gestrüpp, Plastikfolien aus der Landwirtschaft müssen ebenso weg wie gefährliche Elemente der Natur (Spinnen, Vipern, andere Schlangen, Geckos) - und so reinigt man die Landschaft mit dem Streichholz. An den Straßenrändern und anderen müllübersäten Problemzonen hat das den positiven Nebeneffekt, dass die allgegenwärtigen Plastikflaschen und -tüten ebenfalls zu Rauch und Asche werden.
Ich rede über die Dinge mit den Leuten in den Gegenden Süditaliens, wo ich 6 Monate im Jahr lebe und arbeite. An einigen Stellen und in einigen Köpfen hat das zusammen mit der Erfahrung, dass die eigenen Ölbäume, Reben und noch mehr verbrannt waren, zuz weniger Nachlässigkeit/ Toleranz mit den Brandstiftern geführt.
Jedes Feuer in der Natur, das keine natürlichen Ursachen wie Blitzeinschläge hat, ist ein Skandal.
Anse

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